Dienstag, 30. März 2010

Alltag als Aupair

Hallo an alle daheim!

Heute gibts mal einen Eintrag nur von mir, Melanie. Es hat sich naemlich in den letzten zwei Wochen einiges geandert. Einige von euch haben es mittlerweile wohl schon mitbekommen:
Anstatt meines gemuetlichen Backpackerlebens habe ich jetzt einen Aupair Alltag.
Seit Mittwoch, den 17. Maerz wohne ich bei Familie Ruecker in Kaiapoi, das ist ca. 20 min von Christchurch entfernt. Michi war die letzten Tage mit Marco im Fordland auf dem Dusky Track, einer 8 bis 12 Tageswanderung. Unter den ersten Kommentaren waren gleich viele besorgte Fragen, also um euch zu beruhigen, bei uns beiden ist alles wunderbar in Ordnung. Das alles hier, hat sich vielmehr sehr spontan ergeben.

Aber am besten ganz von vorne:
Nachdem wir vom Rees-Dart Track zurueck waren, stellte sich uns allen die Frage, wie es denn nun mit dem Dusky Track aussehen sollte. Wie ihr ja wisst, war unser Plan jedoch im Maerz nach einem Job zu suchen, andrerseits war das ebenso die letzte Moeglichkeit um den langen und anspruchsvollen Track im Fjordland zu machen. So ganz sicher war ich mir aber nicht, ob ich wirklich diese Tour machen wollten, nach all den “Horror”- Stories von Schlamm und Ueberschwemmungen. Auf der anderen Seite stellte sich mir jedoch die Frage, was ich denn waehrenddessen machen sollte, wenn Michi und Marco auf dem Track unterwegs sind. Diese Frage war recht schnell beantwortet. Im Internet sah ich mehr oder weniger durch einen Zufall eine Anzeige fuer eine Aupair Stelle bis Ende Mai. Perfekt, da unser Flug Ende Mai geht und ich schon frueher mal darueber nachgedacht hatte Aupair zu machen. Ausserdem wollten wir eh in Christchurch nach einem Job suchen, da die Stadt und die Umgebung wirklich schoen sind. Also rief ich an. Recht schnell entschied sich, dass ich die Stelle haben koennte und so war dann auch fuer Mittwoch ein Treffen mit der Familie ausgemacht. Uns blieben also noch 2 Tage, um von Quennstown ueber ein Stueck der Westkueste nach Christchurch zu fahren.

Montag fruehmorgens machten wir uns auf den Weg. Zuerst ging es noch ueber Wanaka, wo wir zufaellig Svenja ueber den Weg liefen. Die Sonne begleitete uns den ganzen Lake Hawea und Lake Wanaka entlang und so legten wir Mittags noch mal eine Schwimmpause ein. Mit paar kleineren Stopps fuhren wir durch die beeindruckende Landschaft des Mt Aspiring National Parks, bis wir schliesslich wieder ans Meer kamen: die Westkueste. Wir waren schon ganz gespannt auf diesen Teil Neuseelands, da viele meinten, dass die Kueste dort unglaublich beeindruckend waere. Leider hatten wir nicht besonders Glueck mit dem Wetter, da die Wolken tief in den Bergen hingen. Genau darin liegt naemlich die Besonderheit des Kuestenabschnittes. Wie nirgendwo sonst, gibt es hier Gletscher beinahe “direkt” am Meer. Nur zum Teil 20 km trennen die Schneegiganten, wie z.B der Franz-Josef Gletscher oder der Fox Gletscher, vom Ozean und so kann man bei klarem Wetter vom Strand aus tiefen Busch mit darueber thronenden Bergspitzen sehen. Die Nacht verbrachten wir am Gillespies Beach, von wo aus es nicht weit war bis an den Lake Matheson. Noch vor dem Fruehstuck spazierten wir um den See, um den Spiegeleffekt geniessen zu koennen, bevor der Wind auffrischte. Trotz Wolken bot sich uns ein tolles Bild. Wie ein Spiegel lag der See vor uns, in dem klasklar busch, Wolken und Berge zu sehen waren.
Natuerlich liessen wir uns auch nicht die wohl beruehmtesten Gletscher Neuseelands entgehen, zumindestens einen davon. Eine kurze Wanderung fuehrte uns fast bis an die Gletscherzunge des Franz-Josef Gletschers heran, wo man auch gefuehrte Gletschertouren machen kann. Wie eine Ameisenstrasse schlengelten sich die Touris ueber Geroell und Eis. So richtig vom Hocker riss uns der Gletscher nicht, da wir noch den unberuehrten Dart Gletscher auf dem Rees-Dart Track in Erinnerung hatte. Das wohl Beeidruckenste ist wohl wirklich die Naehe zum Meer.
Bei der Okarito Lagoon brutzelten wir uns zum Mittagessen in unserer neuen tollen Pfanne ein leckeres Omelette, um uns fuer die restliche lange Fahrt zu staerken. Relativ schnell legten wir den Weg bis nach Hokitika zurueck, wo dann die Strasse nach Christchurch ueber den Arthurs Pass abging. Hoch in den Bergen, in Arthurs Pass Village verbrachten wir unsere vorerst letzte gemeinsame Nacht im Paulchen. Mittlerweile war es dort schon richtig frisch und die Berge waren schon mit Schnee bezuckert. Noch vor paar Wochen waren wir ja dort bei groesster Hitze beim Klettern in Castle Hill. Am naechsten Tag war unser Ziel dann Kaiapoi, mein zeitweiliges zu Hause.
Nachdem meine Sachen gepackt waren und ich Annette und die Kinder kennengelernt hatte, war es Zeit Michi fuer die naechsten 2 Wochen tschuess zu sagen. Und dann ging der neue Neuseeland – Abschnitt fuer mich auch schon los.

Die ersten Tage waren ehrlich gesagt recht hart. Ich vermisste Michi schon am ersten Abend und alles war so anders und so ungewohnt. Anstatt unsers geliebten Paulchens ein richtiges Haus, jeden Abend der selbe Schlafplatz und dann natuerlich Regeln und einen Alltag. Auf einmal gab es nicht mehr diese grosse Freiheit um mich herum und jemand anders kochte und machte die Waesche fuer mich. Mittlerweile, so nach 2 Wochen hab ich mich jedoch schon Recht gut eingelebt und geniesse den Luxus einer heissen Dusche, eines eigenen Zimmers und Heizdecke im Bett ( sonst hatte ich ja Michi als Heizung ;)), sowie Internet rund um die Uhr. Schoen und gut, aber wie ist denn die Familie so??
Familie Ruecker ist vor bald 4 Jahren aus Deutschland nach Neuseeland ausgewandert. Annette und Markus haben zwei Kinder: Larissa, 10 Jahre alt und Tobias, 6 Jahre alt. Hauptsaechlich geht es um die Betreuung von Tobias. Er hat das Angelmann Syndrom uns ist somit ein Kind mit “Special Needs”. Man muss ihn staendig im Auge behalten und gut auf ihn aupassen. Er ist ein ziemlicher Schlawiner und liebt es Sachen auf den Boden zu werfen und es dann andere aufheben zu lassen. Da er nicht sprechen kann, ist es manchmal gar nicht so leicht rauszufinden was er moechte, aber je besser ich ihn kennen lerne, desto leichter wird es. Er liebt Strohhaelme und Kekse und ist gerne draussen. Wenn er Nachmittags aus der Schule kommt, ist es meine Aufgabe den jungen Kerl zu beschaeftigen. Auch wenn es anstrengend sein kann und manches anders laeuft wie mit anderen Kindern, so hab ich ihn schon jetzt ins Herz geschlossen.
Fuer Larissa mach ich die Lunchbox, bring sie zur Schule und hol sie wieder ab. Manchmal kann sie eine ganz schoene Zicke sein, aber im Grossen und Ganzen klappt es ganz gut mit uns beiden und so verbringen wir auch oefters den Abend gemeinsam in ihrer Kuschelecke, um dort zu lesen oder einen Film anzuschauen.
Seit einer Woche arbeite ich in ihrer Schule als Volunteer, mache sozusagen eine Art Praktikum. Es macht richtig Spass und so kann ich schon mal in meine zukuenftige Karriere reinschnuppern ;). Ich finds super, dass ich die Moeglichkeit habe, dort vormittags immer hinzugehen, denn so faellt mir die Decke nicht auf den Kopf und ich mach gute Erfahrungen fuer meine Zukunft. Vor allem mein Englisch verbessert sich dadurch nochmal, denn mit 9- und 10- jaehrigen um einen herum muss man auch mal schlagfertig sein. Insgesamt laeuft die Schule etwas anders als in Deutschland ab. Wesentlich offenerer und lockerer Unterricht mit viel Gruppenarbeit. Ich bin mittlerweile schon ziemlich gut integriert, betreu eine Lesegruppe und helf zum Beispiel zur Zeit den Schuelern beim Aufsaetze schreiben. Ab Donnerstag sind erst mal zwei Wochen Osterferien. Da laeuft dann auch hier im Haus einiges etwas anderes ab, aber dafuer hab ich auch mehr Zeit mit Tobias mal beispielsweise in den Zoo zu fahren.
Am Wochenende hab ich immer frei. Ich kann mich aber jederzeit den Ausfluegen der Familie anschliessen. So war ich einmal auf einem echt grossen Flohmarkt dabei, mit Markus und Tobias in der Mall, am Pier von Christchurch und in einem Erlebnisbad.
Ueber Hennie und Ann Kris hatte ich vor einiger Zeit auch Nora und Nils kennengelernt, ein deutsches Paerchen, die in Christchurch wohnen. Mit den beiden hab ich mittlerweile schon paarmal was unternommen, so war einmal dvd und Grillabend bei ihnen, ein anderes mal waren wir im Kino. Wenn Michi dann auch hier ist, machen wir mal am Wochenende zu viert die naechtlichen Kneipen unsicher ;)
So viel also zu meinem neuen Alltag.

Michi ist seit heute auch aus dem Track und bleibt noch einen Tag mit Marco in Te Anau. Dann gehts fuer ihn auch bald Richtung Christchurch. Sie sind zum Glueck wohlbehalten, wenn auch schlammverschmiert, nach 9 Tagen Abenteuer in der Wildnis zurueck. Bald gibts dann auch von ihm einen Blogeintrag, mit hoffentlich spannenden Geschichten und tollen Bildern!

Also, liebe Gruesse an alle und bis bald!
Melli

Mittwoch, 17. März 2010

Zwischen Sockensandalentouristen und Gebirgspapageien...

Sooo... Jetzt haben wir euch aber lange genug auf die Folter gespannt. Dafür, dass es jetzt so lange gedauert hat, gibts aber noch mehr und noch schönere Fotos als versprochen.

Nach unserem letzten Blogeintrag (3.3.) machten wir uns auf den Weg zum Milford Sound. Obwohl wir eigentlich schon vor der nächstgelegenen Stadt losfuhren, Te Anau, waren es dennoch über 100 Kilometer auf der Milford Road. Typisch für Neuseeland endet diese lange Straße "nur" im Milford Sound, sozusagen eine Sackgasse im Nirgendwo und ist die einzige Möglichkeit in diese abgelegene und unberührte Natur vorzudringen - es sei denn, man hat genug Kohle, um dort hinzufliegen. Dementsprechend ist die Straße selbst schon eine Reise wert. Vor allem landschaftlich hat die Strecke einiges zu bieten: auf der manchmal auch sehr schmalen Straße kurvt man durch dichten Busch und imposante Berglandschaften. Mit den vielen spiegelnden Seen, Wasserfällen und den steilen Berghängen kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Um einen etwas tieferen Eindruck von der Fiordlandschaft zu bekommen, als die typischen Blicke von den Aussichtspunkten der Reisebustouris, machten wir eine Wanderung zum Lake Marian. Nachdem wir 1,5 Stunden durch Urwald und an einem tosenden Gebirgsfluss entlanggewandert waren, standen wir plötzlich mitten im hochalpinen Gelände. Vor uns erstreckte sich ein unglaublich klarer See, der von teils schneebedeckten Bergen umfasst war.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl passierten wir den 1,5 Kilometer langen Homer Tunnel, der in Europa wohl kläglich durch alle Sicherheitsprüfungen fallen würde, um kurz danach am Milford Sound zu stehen. Der Blick hinaus in den Fiord mit dem darüber thronenden Mitre Peak kam uns durch die vielen Postkartenmotive schon fast ein wenig bekannt vor. Deshalb freuten wir uns umso mehr am nächsten Morgen mit einem boat cruise weiter in den Sound vordringen zu können. Geradezu winzig kamen wir uns inmitten der von Gletschern ausgefressenen Landschaft vor. Direkt aus dem Meer ragen die steilen und saftig grün bewachsenen Felswände heraus, an denen zahllose Wasserfälle ins Meer stürzen.
Als sich ein ganzer Haufen Delfine dazu entschlossen hatte, eine Weile unser Boot zu begleiten, durch ihre Sprünge viele "Ohs" und "Ahs" ernteten und ein am Bug surfender Delfin die Leute beinahe über die Reling gehen ließ, war die Bootsfahrt perfekt. 

Typisch Fiordland wurden wir danach vom aufkommenden Regen nach Queenstown getrieben. Nicht nur die Sonne stand dort im Kontrast zum Fiordland, sondern auch die Landschaft. Anstatt viel Grün prägten nun schroffe und karge Berge das Bild und der tiefblaue Lake Wakatipu ließ das Ganze noch malerischer wirken. Ganz so schön hatten wir uns die Gegend um Queenstown gar nicht vorgestellt. Umso besser, denn schließlich sollte das unsere erste Anlaufstelle zur Jobsuche sein. Insgesamt gefiel uns Queenstown mit seinen belebten Straßen und dem durchmischten Publikum sehr gut. Auch wenn viele Queenstown als "Touristadt" abwerten, waren wir von dem pulsierenden Flair recht angetan. Hier kann man eigentlich alles machen, was mit Berg, Wasser und Luft zu tun hat und den Adrenalinspiegel hoch und den Geldspiegel niedrig hält ;)
Den puren Adrenalinkick gaben wir uns nicht, sondern vielmehr entschlossen wir uns die Umgebung aus der Vogelperspektive zu genießen. Sonntag Vormittag segelten wir mit grandioser Aussicht in einem Tandemparaglideschirm ins Tal hinunter. Ein schönes Gefühl, ein solches Panorama wie ein Vogel von oben genießen zu können...
Panorama gabs aber nicht nur beim Paragliden, sondern auch beim Klettern hoch über Lake Wakatipu. Kaum ist Marco wieder mit von der Partie heißt es wieder Klettern - und Bier ;).

Mit Marco und Ayla, seiner neuen Kletter/Reisegefährtin, brachen wir dann am Montag (8.3.) auf zum Rees-Dart Track, einer 5-Tages Wanderung. Da der Track kein Rundweg, sondern u-förmig war, mussten wir die Autos vorher noch versetzen. So ging es im Dunkeln über eine abenteuerliche Schotterpiste mit einigen Flussfurten zum Zielpunkt. Nach einem gefühlt 3 Stunden langem Packmarathon bei Marco und Ayla schafften wir es tatsächlich am nächsten Tag kurz nach Mittag endlich die erste 6 Stunden Etappe zu starten.
Gerade weil wir wegen der Dunkelheit am Tag zuvor nicht allzu viel davon gesehen hatten, beeindruckten uns die hohen, schneebedeckten Berge und die Aussicht dort zu wandern ziemlich. Deshalb jammerte wohl auch nach 5 Stunden mit schwerem Rucksack keiner, auch wenn wir auf den Weiden durch überknocheltiefen Sumpf stapfen mussten. Auf jeden Fall waren wir heilfroh um unsere Gamaschen, die uns sogar trockenen Fußes zur Hütte brachten.
Schon am ersten Abend stellten wir fest, dass wir eine ziemlich gute Wandertruppe waren und wir noch viel Spaß haben würden. Aylas gigantischer Appetit und Marcos Fetisch für gestreifte Funktionsunterwäsche belustigten immer wieder die Hüttenbevölkerung.
Insgesamt war die Tour echt abwechslungsreich und überraschte immer wieder mit neuen Blicken, so dass wir oft Pausen einlegten, um alles in uns aufzunehmen. Nachdem wir zuerst das lange Rees Valley hinaufgewandert waren, überquerten wir einen Gebirgszug über den Rees Saddle und standen plötzlich im Hochgebirge. An der Hütte, der Dart Hut, blieben wir 2 Nächte, um einen Tag hoch über dem Dart Gletscher auf den Cascade Saddle zu kraxeln. Selbst ohne schweres Gepäck kamen wir auf diesem 8-Stunden Abstecher ordentlich ins Schwitzen. Die silberglänzenden Felsen, der blau leuchtende Gletscher und der unglaubliche Blick hinüber zum Mt Aspiring machten das Ganze zum Highlight unseres Trips. Ein Zuckerl obendrauf war dann unsere Begegnung mit einem Dutzend Keas. Bei jeder Wanderung zuvor hofften wir schon diese klugen Gebirgspapageien mal in der Wildnis zu treffen. Neugierig umkreisten sie uns und posierten brav für unsere Fotos. Zurück an der Dart Hut kühlten wir uns und unsere Käsemaucken erstmal im Dart River unter einem Wasserfall - ist ja nur ein Gletscherfluß ;) - bevor es dann unser leckeres Bergsteigermenü gab. Auf dem ganzen Track ernährten wir uns aus Gewichtsgründen von Tütenzeug (Kartoffelpüree mit Salami, Nudeln mit Sauce und Salami, Brot mit Salami oder nur Salami). Man munkelte schon, dass Michi nur wandern geht, um auch mal Salami zwischen die Beißer zu kriegen.
Wie überall auf den beliebten Tracks sind die Hütten gut besucht und man hat alles was man braucht: Tisch, Ofen, Matratze, Regenwasser und Plumpsklos. Ganz anders als die urige, europäische Hüttenkultur, also unbewirtschaftet, passen sie einfach in die neuseeländische Wildnis. An den gemütlichen Hüttenabenden lernten wir eine lustig zusammengewürfelte Gruppe kennen, mit denen wir auch teilweise zusammen wanderten.
Die letzten beiden Tage führten am Dart River entlang zurück zum Auto. Auch hier veränderte sich die Landschaft ständig und wir wurden immer wieder mit tollen Ausblicken belohnt. 

Stinkend und zufrieden gönnten wir uns eine Dusche im Holiday Park in Glenorchy. Abends kuschlten wir uns dann in unseren Paulchen, um bei Herr der Ringe ständig "Da waren wir!" und "Und da auch!" zu rufen. Am Sonntag wurden dann Reserven in Queenstown aufgefüllt - der Tank mit Sprit, die Vorratskisten mit Essen und wir mit Fergburgern. Für diese Gourmetburger stehen Tag und Nacht Menschen bis auf die Straße Schlange. Michi und Marco mussten vor lauter Gier natürlich den Größten von allen bestellen. Mit fast 1 Kilo war der "Big Al" aber auch wirklich groß genug...


Wie's bei uns weitergeht, hört ihr dann in den nächsten Tagen!


Liebe Grüße
Melli & Michi

Mittwoch, 3. März 2010

Tierische Abenteuer

So da sind wir wieder. Und diesmal mit einer ganzen Reihe neuer tierischer Bekanntschaften...

Zuerst einmal aber eine gute Nachricht: wir, oder besser gesagt Paulchen, hat den WOF bestanden! Nach all dem Heckmeck im Vorhinein lief es beim insgesamt dritten Anlauf sogar ziemlich reibungslos. Zu unserem Glück blieb es auch bei den 200 Dollar für die Rostbeseitigung und wir kamen am nächsten Tag mit ein paar kleineren Ausbesserungen durch die "große Prüfung". Somit waren wir Donnerstag Mittag schon startklar und heiß, den Süden unsicher zu machen.


Vor uns lag eine Gegend, die die Chance bietet, viele seltene Tiere hautnah zu erleben. Als erstes Etappenziel kamen wir in der Pinguin-Haupstadt Oamaru an, wo es 2 Kolonien von Pinguinen gibt. Allerdings gefiel uns die Stadt genauso wenig wie die Tatsache, dass man für geführte Touren blechen musste, um die Pinguine zu beobachten. Und so ließen wir diese erste Möglichkeit ungenutzt und hofften, es nachher nicht zu bereuen, falls wir nirgends sonst welche zu sehen bekämen. Also fuhren wir noch am gleichen Tag bis kurz vor Dunedin.
Kurzer Exkurs: Wie ihr euch bestimmt alle fragt, wo das "Work" in unserem Work&Travel bleibt, so merken auch wir mittlerweile nicht nur am Kontostand, dass es Zeit wird, Arbeit zu suchen. Mittlerweile sind wir wohl nicht mehr ganz ausgelastet, was man an folgenden Punkten wunderbar beobachten kann:
1. Manchmal sieht man Melli mit ihrem "Words in context" vorne im Auto sitzen und Vokabeln wiederholen (!!!).
2. Man merkt uns schön langsam wirklich Gehirnausfallserscheinungen an. So fallen uns ab und zu banale Sachen wie Wochentage einfach nicht mehr ein.
3. Michi zeigt schon erste Anzeichen seniler Bettflucht und so sind wir meist schon vor 8 (!!!) wach.
Gerade der letzte Punkt hat aber auch seine Vorteile. So bekommen wir in letzter Zeit immer öfter die wunderschönsten Sonnenaufgänge zu sehen. Nach genau so einem Sonnenaufgang fuhren wir nach Dunedin, wo wir im botanischen Garten Vögel bewunderten (unter anderem spielten wir mit unserem ersten Kea, einem ziemlich intelligenten Gebirgspapagei, den wir hoffentlich auch bald mal in Wildnis treffen), und die steilste Siedlungsstraße der Welt hinaufschnauften.
Nach ein paar Stunden hatten wir aber auch schon wieder genug von Stadt und machten uns auf den Weg auf die Otago Peninsula, eine relativ große Halbinsel direkt südlich von Dunedin. Unser erstes Ziel dort war die einzige auf dem Festland brütende Albatross-Kolonie der Welt ganz an der Spitze der Landzunge. Die Straße dorthin war selbst schon echt sehenswert, da sie sich direkt am Wasser entlangschlängelte. Spät nachmittags hatten wir richtig Glück mit dem Wetter und so konnten wir die Vögel bei Sonnenschein und kräftiger Brise, auch ohne viel Eintritt fürs Albatross Center zu zahlen, beim Fliegen bewundern. Majestätisch glitten sie über unsere Köpfe hinweg und die Viecher sind wirklich so groß, wie man es sich vorstellt. Mit bis zu 3 Metern Spannweite bringt sie nicht einmal die heftigste Seeböe aus der Ruhe.
Abends waren dann die Pinguine an der Reihe, und wir mussten noch nicht einmal woanders hin fahren. Am Strand direkt unter dem Albatross Center kann man bei Dämmerung die kleinsten Pinguine der Welt (nur 20-30 cm groß), die Blue Penguins, an den Strand kommen sehen. Zwei Freiwillige vom DOC unterwiesen die vielen Pinguinfans, wie man diese scheuen Tiere nicht gleich wieder verscheucht. Die Pinguine nisten direkt an den Hängen über dem Strand und kehren nach einem Tag beim Fischen wieder zu den Jungen zur Fütterung zurück. Gerade als die erste Gruppe von Pinguinen mit der Brandung auf den Strand surfte, konnte man die Vorfreude der Jungen aufs Fressi-Fressi hören, die hinter uns laut zu schnattern begannen. Alle Leute saßen ganz still auf dem Boden, um die Tiere nicht einzuschüchtern, und versuchte mit Telekinese, die Tiere zu sich zu locken. Denn obwohl sie wie eine Armee geduckt und immer horchend näher kamen, liefen sie direkt an den wartenden Menschen vorbei, teilweise sogar näher als einen Meter. Der Vollmond leuchtete genug, um die putzigen Pinguine genau beobachten zu können.


Am nächsten Tag standen Seelöwen auf dem Programm. Der Weg zur Sandfly Bay war ein Heidenspaß. Weil wir oben auf einem Berg mit Felsen und so geparkt hatten, hatten wir nicht erwartet, dass er eigentlich eine Düne war. Laufend und springend waren wir also Ruckzuck unten am Strand. Dort begrüßten uns 3 fette Seelöwen mit ihrem ziemlich üblen Gestank. Ganz vorsichtig, weil wir sie nicht aufwecken und ihre Schnelligkeit nicht testen wollten, schlichen wir um sie herum. Dass wir immer mehr in antarktische Gewässer kamen, merkte man daran, dass Melli nach dem ersten Füße ins Wasser stecken, plötzlich keine Lust mehr auf Schwimmen hatte. Nachdem wir aber den ganzen steilen Weg durch den Sand wieder nach oben gestapft waren, hätten wir uns über ein kühles Bad gefreut... was wir aber dann in Dunedin an einem Strand mit riesigen Brechern doch noch nachholten.
Als wären das noch nicht genug Strände, fuhren wir in der Abendstimmung noch zum Tunnel Beach. Dort hatte ein Stadtvater einen Tunnel zu einem abgelegenen Traumstrand graben lassen, um dort mit seiner Familie picknicken zu können. Nachdem wir da waren, können wir sagen, dass es die Arbeit wirklich wert war.


Gerade als wir uns am Sonntag Morgen nach einem Spaziergang am Strand, mit dem nächsten gigantischen Sonnenaufgang, wieder ins Bett kuscheln wollten, klopfte ein Anwohner an unser Auto und warnte uns vor einem Tsunami, der 20 Minuten später kommen sollte. Nach dem heftigen Erdbeben in Chile spielte das ganze Meer verrückt und so waren wir auch in Neuseeland nicht die Einzigen, die sich auf einen Hügel flüchteten. Bis nachmittags gammelten wir im Auto herum, da die Küstenstraße zum Nugget Point gesperrt war. Ohne dass wir irgendetwas von einer großen Welle gesehen hätten, fuhren wir, sobald die Straße wieder offen war, zum Lighthouse, wo wir das stürmische Meer beobachteten.
Pünktlich zum Herbstanfang löste Regen und Sturm nämlich das heiße Spätsommmerwetter ab. Trotzdem war es auch beeindruckend die Küste Southlands bei solch stürmischem Wetter zu sehen. Auch wenn der Wind sehr kalt war, er klatschte auch die Wellen spektakulär an die Felsen.
Am Abend begegneten wir den nächsten Tieren auf unserer Liste - die Yellow Eyed Penguins sind die seltenste Pinguinart der Welt. In Curio Bay kann man die Pinguine im Spätsommer besonders gut beobachten, weil sie zum Gefieder wechseln den ganzen Tag am Strand verbringen. Ganz brav saßen wir in größerem Abstand auf einem Fels - schließlich wollten wir die schönen Tiere ja nicht aus ihrer Heimat vertreiben. Die Vögel selber waren aber ziemlich neugierig und kamen ganz nah zu uns heran. Süüüüüüüß... ;)
Leider war auch am nächsten Tag das Wetter noch nicht besser und es stürmte die ganze Zeit. Trotz des wirklich arschkalten Wassers und dem Wind ließen wir uns aber nicht aufhalten und sprangen zu den Hector-Delphinen ins Wasser. *Brrrr* In der Porpoise Bay leben 20 von diesen neugierigen, seltenen Delphinen und so ist dies einer der wenigen Orte, wo man einfach so vom Strand aus mit ihnen schwimmen kann. Überall sonst zahlt man dafür ein Schweinegeld. Obwohl es echt kalt war, blieben wir um die 20 Minuten im Wasser und sie kamen sogar bis auf einen Meter zu uns heran. Woah...


Über Slope Point, dem südlichsten Punkt der Südinsel, und einen weiteren Leuchtturm fuhren wir durch den Regen nach Invercargill, wo uns plötzlich die Sonne ins Gesicht strahlte.
Gestern verabschiedeten wir uns mit einem Frühstück vor Monkey Island, einer kleinen Felsspitze, von der Küste und fuhren landeinwärts Richtung Fiordland. Auf dem Weg spielten wir mal wieder Höhlenforscher und krochen, krabbelten und kletterten eine Stunde lang zwischen Glühwürmchen und Tropfsteinen durch eine Höhle.

Jetzt sitzen wir gerade in Te Anau und hoffen, dass uns der Wettergott erhört und wir in den nächsten beiden Tagen am Milford Sound mehr sehen, als nur Regen und Wolken. Schließlich ist dieser Fjord eins DER Highlights jeder Neuseelandreise. Also macht euch auf schöne Bilder gefasst ;)

Liebe Grüße
Melli & Michi