Mittwoch, 16. Dezember 2009

Wieder auf Achse

Endlich ist es soweit: wir sind wieder auf Tour. Obwohl wir noch eine Woche länger hätten arbeiten können, ließen wir den orchard, die Apfelbäume und Hawkes Bay hinter uns. Schließlich sind 5 Wochen arbeiten auch genug und es fehlte uns ja noch ein schönes Eck der Nordinsel, bevor wir Anfang Januar auf die Südinsel übersetzen. Die letzte Woche ging - dank Freiheit vor Augen - recht schnell vorbei und war – dank reichlich Regen – auch nicht zu arbeitsintensiv.

Zum Abschluss schafften wir es endlich zum Cape Kidnappers zu wandern. Seit Wochen stand die Landspitze, auf der eine riesige Tölpelkolonie brütet, auf unserem Zettel, aber das Wetter machte uns immer einen Strich durch die Rechnung. Besser als an dem Sonntag konnten wir es dann nicht treffen und wir wanderten in herrlichem Sonnenschein 5 Stunden über den Strand an Klippen entlang. Nirgends sonst kommt man so nah an Tölpelkolonien heran und so war es echt faszinierend diese Vögel zu beobachten – auch wenn es echt gestunken hat.

Montag galt den Reisevorbereitungen, damit wir uns am nächsten Tag auf den Weg machen konnten. Quer durchs Land größtenteils über Schotterpiste ging es zuerst zum Ruapehu (einer von den 3 Vulkanen) am südlichen Ende des Tongariro National Parks. Unsere Vorfreude auf die nächsten Wochen bekam leider einen plötzlichen Dämpfer, als uns Paulchen kochendes Kühlwasser entgegen spuckte. Nachdem Michi gleich Panik schob und sämtliche Leute übers Telefon wahnsinnig machte, stellte sich in der Werkstatt heraus, dass nur eine kleine Dichtung am Kühler ausgetauscht werden musste. Optimismus will gelernt sein ;)

Nach diesem kleinen Zwischenfall, der uns zum Glück nur 40 Dollar (20 €) ärmer machte, fuhren wir weiter nach Taumarunui. Dort wollten wir uns zuerst einmal über ein Mehrtages-Paddeltrip auf dem Whanganui River informieren. Kaum im I-Site (Touri-Info) angekommen, vermittelte uns die Dame dort an eine ihr bekannte Familie mit Kanuverleih. Nachdem wir noch einen kleinen Rabatt bekamen, entschieden wir uns die Paddeltour zu machen. Die Nacht, bevor es losging, konnten wir auf Ron und Karen’s Grundstück direkt am Fluss campen. Kaum angekommen nahm uns Jonathan, eins der 6 Kinder, in seinem Gelände-Buggy mit auf eine Spritztour auf die farmeigene Rennstrecke. Auf einer Koppel beim Haus hielten sie neben Rehen ein ziemlich lustiges Trio. Das bestand aus Ossi the Ostrich, einem männerhassenden, aber flirtenden Vogelstrauß, einem fetten gefleckten Schwein und einer Mischung aus Ziege und Schaf. Dieses Goatsheep ist wohl das wütendste und komischste Tier, das wir je gesehen haben. Während wir am Zaun standen, schnaubte es so vor Wut, dass wir glaubten, es kollabiert gleich. Abends am Lagerfeuer saßen wir mit 2 Kaliforniern, einer Schottin und einem alten Deutschen inklusive Thai-Ehefrau zusammen. Die Amis waren 14 Monate über den Pazifik nach Neuseeland gesegelt, der Deutsche reiste wohl schon sein ganzes Leben durch die Welt… Bei den ganzen Geschichten aus Ländern wie Saudi Arabien, Tibet, Pakistan und den ganzen Segelabenteuern kamen wir uns wie richtige Reisefrischlinge vor. Gemeinsam verputzten wir noch eine frisch gefangene und geräucherte Forelle, die uns Josh (ein anderer Sohn) vorbeibrachte, und am Spieß gegrillte Lammsteaks. Unterm Sternenhimmel und mit Gitarrenmusik war es ein echt wildromantischer Abend.

Donnerstag morgen verstauten wir alles, was wir brauchten, in ein paar wasserdichten Fässern und danach ging es ab auf den Fluss. Auf der Whanganui River Journey, die zu Neuseelands Great Walks gehört, paddelten wir ungefähr 115 Kilometer an 4 Tagen durch tiefsten bush. Am Ufer liegen immer wieder Campingplätze und außerdem 3 Hütten. Zwei Nächte schliefen wir im Zelt, eine wegen starkem Regen in einer Hütte. Am Faszinierendsten waren die vielen verschiedenen Grüntöne und das abwechslungsreiche Vogelgezwitscher. Außerdem plätscherten alle 20 Meter Wasserfälle in den canyonartigen Fluss. Am dritten Tag machten wir zu Fuß einen Abstecher zur „bridge to nowhere“, einer Brücke mitten im Urwald, die von Siedlern gebaut und nach deren Rückzug nicht abgerissen wurde. Manchmal fühlten wir uns wirklich wie Entdecker, als wir so mit unserem Boot und allem, was man so braucht, allein durchs Nirgendwo trieben. Richtiges Urwaldfeeling also… Jeden Abend trafen wir dann die anderen Paddler auf den Campingplätzen und verbrachten 3 gemütliche Abende. Nur der Fluss selbst hätte manchmal ein wenig actionreicher sein können. Leider gab es keine richtigen Stromschnellen, weil er einfach noch viel zu viel Wasser hatte. So war er halt einfach nur ein großer Wanderfluss…

Zurück auf der Farm wurden wir gleich mit frischem Kaffee, Muffins und einer Luxusdusche versorgt. Als wäre das noch nicht genug, wurden wir noch zum Abendessen eingeladen (bei dem Stichwort „Steak“ konnte Michi eh nicht nein sagen) und guckten noch DVD mit den Kids. Schließlich war es ja auch mal Zeit für ein wenig Kiwi-Kontakt.

Gestern erkundeten wir den „Forgotten World Highway“ Richtung Mount Taranaki. Wie der Name schon vermuten lässt, begegnet man auf dieser Straße kaum jemandem außer ein paar Schafen. Um Kilometer zu sparen bogen wir nach etwa der Hälfte auf eine Schotterstraße ab, die kürzer nach New Plymouth führte, wohin wir eigentlich wollten. Nach einer Mittagspause hoch über sattgrünen Weiden, wanderten wir zu den höchsten Wasserfällen der Nordinsel, den Mt Damper Falls. Bei dem Anblick von 80 Meter in die Tiefe stürzendem Wasser könnte einem glatt schwindlig werden.

Gerade sind wir in New Plymouth und warten am Strand darauf, dass auf dem Taranaki weniger Schnee liegt und wir auf den Gipfel klettern können. In der Zwischenzeit wird uns hier bestimmt nicht langweilig.

Jetzt aber genug. Schließlich müssen wir wieder raus und Sachen erleben, damit wir was zu erzählen haben.

Liebe Grüße

Melli & Michi

1 Kommentar:

  1. also ich muss sagen, das is bisher mein Lieblingseintrag, weil ich mir hier alles am Besten vorstellen kann! klingt traumhaft!
    und diese goatsheeps sind ziemlich interessante tiere(da spricht das biologen-herz ;))!
    also erlebt was und erzählt uns bald wieder davon!

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