Montag, 30. November 2009

Arbeit nervt

So nun ist es soweit: seit 2 Wochen regnet es zum ersten Mal wieder. Das gibt uns Zeit, mal wieder ein paar Neuigkeiten in die weite Welt zu schicken. Vor lauter Arbeit sind wir in den letzten beiden Wochen leider auch nicht dazu gekommen. Seit dem letzten Mal hat sich nämlich einiges getan.

Erst einmal ein Einblick in unseren Arbeitsalltag:
Angefangen haben wir mit Peach Thinning - soll heißen: wir dünnten die Pfirsiche so aus, dass die restlichen gut weiterwachsen können. Eigentlich ist das keine sehr schwere Arbeit, allerdings jucken die Härchen der Pfirsiche nach einiger Zeit in der Sonne echt unerträglich. Bezahlt werden wir pro Baum (also nicht pro Stunde), was nach sich zieht, dass man eine bestimmte Anzahl Bäume schaffen muss, um den Minimumlohn von 12,50 Dollar zu erreichen. Falls man darunter bleibt, müsste der Arbeitgeber das restliche Geld zum Mindestlohn zuschiessen. Da das bei den vielen "faulen" Arbeitern aber sehr teuer werden kann, gibt es viele schwarze Schafe, die dann nur einen Stundenlohn weit unter Minimum bezahlen. Andere schmeissen die langsameren Arbeiter dann einfach raus. Man kann sich ja selber überlegen, was von beidem besser ist...
Gewünscht hätten wir uns, dass man mit guter Arbeitsmoral auch gut Minimum oder mehr erreichen kann. Anfangs lief das alles auch sehr gut. Wir waren sowohl die schnellsten als auch die gründlichsten Arbeiter auf dem Orchard. Unser Manager Brendon lobte uns ständig und betonte auch, dass sie uns auf keinen Fall verlieren wollen. Mit der Zeit wurden leider die Bäume größer und der Baumpreis gleichzeitig kleiner. Die ersten Diskussionen mussten wir bald beilegen, weil der Quotenkiwi stets gutes Geld verdiente (der macht das seit 30 Jahren). Mittlerweile schon ziemlich unzufrieden hofften wir letzte Woche einen Neuanfang beim Apple Thinning machen zu können. Von wegen... Bei den Äpfeln fielen wir manchmal sogar unter den Mindestlohn. Sogar zwei immer blödelnde Asiaten zogen lohnmäßig an uns vorbei. An dem Punkt mussten wir feststellen, dass man am anderen Ende der Welt mit deutscher Gründlichkeit kein Geld verdienen kann. Erst als wir deutlich nachlässiger wurden, schafften wir es wieder, uns aufs Minimum einzupendeln. Trotzdem wurden wir das Gefühl ausgebeutet zu werden nie wirklich los. Schön wäre es gewesen, wenn wir für unsere gute Arbeit anständig bezahlt worden wären, und das in Ruhe und ohne ständige Diskussionen, die auf Dauer nur Nerven und Zeit - und damit Geld - kosteten. Auf jeden Fall sind wir froh die ewig gleiche Arbeit, die ständigen Spielchen von unserem Manager und Vorarbeiter (um den Lohn unten zu halten) und das frühe Aufstehen (6 Uhr IST früh ;)) hinter uns zu lassen und vielleicht schon nächste Woche wieder loszufahren.
Insgesamt war die Arbeit nicht zu hart und einigermaßen auszuhalten. Die Zeit ging verhältnismäßig schnell rum und bei der Arbeit unter der Sonne Neuseelands wurden wir echt richtig braun. Der restliche Stress ist wohl einfach unter "Lebenserfahrung" abzubuchen. ;)

Auch unterkunftstechnisch hat sich einiges geändert. Obwohl wir uns nach einiger Zeit mit den Leuten im Hostel echt gut verstanden haben, nervte es uns auf Dauer, dass zu Stoßzeiten die Küche vor lauter Leuten nicht mehr zu betreten war. Meistens war das Wasser mehr lauwarm als schönwarm, das Internet funktionierte nur nach Lust und Laune und die Parkplatzsituation war auch nicht wirklich optimal. Als Marco und Svenja eine nette Orchardmanagerin trafen, die uns anbot, nachts auf ihrem Orchard zu stehen, beschlossen wir das Geld zu sparen und dorthin umzusiedeln. Dort haben wir nun eine kalte Dusche, Bad, Kühlschrank und Küche - inklusive Backofen zum Plätzchen backen - und zahlen dafür 10 Dollar pro Kopf in der Woche. Dafür "vertreiben" wir durch unsere bloße Anwesenheit potentielle Störenfriede vom Orchard. :) Naja... man erzählt sich hier Geschichten von Lastwagen voller Asiaten, die in einer Nacht komplette Obstgärten leerpflücken.

Energie tankten wir am Wochenende bei allerlei Aktionen. Sei es beim Rumliegen und (Sonnen-) Baden am Strand oder wie dieses Wochenende an heißen Quellen im Gebirge. Mit vollen Kühlboxen fuhren wir 2 Stunden über erst kurvige Straßen, dann über abenteuerliche Schotterwege ins abgelegenste Hinterland. Teilweise kam sich Paulchen eher wie ein Bergsteiger vor, als er durch einen Bach und über Stock und Stein, bergauf, bergab holperte. Aber keine Angst, sowas schafft der locker ;) Dort angekommen gabs ein richtig schönes Barbecue. 1,4 Kilo Beef für 7 Euro - unschlagbar :) Abends legten wir uns dann genüsslich mit ein paar Bier in die Hot Pools. Diesmal bestanden die heißen Quellen tatsächlich aus richtigen (Plastik) Pools, in die man von oben heißes Quellwasser leiten konnte. Und das alles umsonst... Am nächsten Tag war es mit über 30 Grad viel zu heiß, um sich in heiße Quellen zu legen und so verbrachten wir den Tag am kühlen Gebirgsfluß.

Nun versuchen wir die vielleicht letzte Arbeitswoche der nächsten Zeit gut rumzukriegen und melden uns dann bald wieder mit schönen Reisegeschichten :)
Liebe Grüße
Melli & Michi

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen