Dienstag, 26. Januar 2010

Endlich Südinsel...

…ein neues Kapitel unserer Neuseelandreise und laut den meisten Backpackern der „heilige Gral“. Schließlich gibt es hier ziemlich viel zu entdecken und ein Superlativ nach dem anderen.



Bevor es auf die Fähre ging, verwöhnten wir unsere Gaumen in einem sehr guten mexikanischen Restaurant in Wellington’s bunter Weggehmeile, Cuba Street, und hatten so einen würdigen Abschluss auf der Nordinsel. Vollgefressen und ziemlich aufgeregt fuhren wir mitten in der Nacht unseren Paulchen in den Bauch der Fähre.


Leider sahen wir im Dunkeln nicht allzu viel von den Marlborough Sounds. Dafür konnten wir von der Reling aus die Sonne malerisch zwischen den Inseln aufgehen sehen. Am Freitag, den 8.1., um 6 Uhr morgens wirbelten wir dann mit Paulchen endlich echten Südinselstaub auf. Zwei Tage lang genossen wir die beeindruckende Landschaft der Sounds, die man sich als Gebirge vorstellen kann, dessen Täler vom Meer überflutet worden sind. Dementsprechend viele kleine Buchten verstecken sich zwischen den Bergrücken. Perfekt zum Schwimmen und Rumplantschen…



Sommerliche Temperaturen machen ja nicht nur Lust auf Schwimmen, sondern auch auf Bands, Festivals und Tanzen. Zum Glück ist ja hier gerade Festival-Saison, und – auch wenn wir nicht auf die Großen der Nordinsel können – so konnten wir bei einem kleinen Reggae-Festival mit guten neuseeländischen Bands unseren Festivalhunger stillen. In Nelson spielten auf dem Summer Six „The Black Seeds“ (super tanzbarer, funkiger Reggae) und „Katchafire“ (die bekannteste Kiwi-Reggae-Dub Band). Der Nachmittag begann so entspannt, dass wir – obwohl wir die ersten am Parkplatz waren – so lange mit Marco, Svenja, Hendrik und Pim (ein Holländer – und was für einer ;)) am Auto rumhingen, dass wir am Schluss doch noch über eine Stunde anstanden. Hier merkte man wieder mal den relaxten neuseeländischen Lifestyle: obwohl die Schlange mehrere 100 Meter lang war, hatte niemand ein Problem ein bisschen zu warten und wir konnten in Ruhe noch ein paar Bierchen trinken. Egal ob Althippies oder Kinder mit Ohrschützern, jeder genoss die Sonne und die Musik. Auch wenn wir uns immer noch fragen, wie man nachmittags um 3 zwischen zwei Reggae-Bands voll auf Drum’n’Bass abgehen kann =)
 Um die Marlborough Sounds noch ein bisschen näher kennenzulernen, machten wir danach zu zweit den Nydia Track. Dieser 2-Tages Marschführt durch abwechslungsreichen bush zur Nydia Bay, einer großen Bucht mit traumhaft grünem Wasser. Leider hielt die Wettervorhersage mit ihrem „mostly fine“ nicht Wort, und so muss es wohl woanders schön gewesen sein. Wir jedenfalls hatten „mostly drizzle“, was Michi zu richtigen Schimpftiraden gegen den Wettergott aufbrachte. Allerdings verlieh das trübe Wetter der Bucht eine nahezu mystische Atmosphäre. Diese Stimmung und der idyllisch am Meer gelegene Campingplatz machten auf jeden Fall das miese Wetter wieder wett. So hatten wir also einen insgesamt guten Einstand für unsere weiteren geplanten Tracks auf der Südinsel. Ja, wir haben noch viel vor…;)



Während wir noch mit Wandern beschäftigt waren, hatten Marco & Svenja schon die Kletterwände und –routen von Paynes Ford, Neuseelands größtem Sportklettergebiet bei Takaka, ausgekundschaftet. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Abstecher zum Harwood’s Hole, der größten Höhle der südlichen Hemisphere mit einem 140 Meter tiefen Eingang. Viel von der Höhle selbst konnte man leider nicht sehen, aber der Ort mit dem riesigen Felsendom über der Höhle, den ausgewaschenen Felsen und dem verwunschenen Wald drumherum war ziemlich beeindruckend.


Bei den anderen angekommen schafften wir es tatsächlich uns einen Platz auf dem überbelegten (130 Leute anstatt 30, wie ausgelegt) Kletterer-Campingplatz, Hangdog, zu ergattern. Der Platz selber wirkt eher wie eine alternative, große Familie, wo manche sogar das ganze Jahr über dort im Zelt hausen. Genauso entspannt wie die Leute dort, ist auch die Stimmung. Jeder läuft mit einem großen Grinsen durch die Gegend, quatscht mit jedem anderen, der ihm über den Weg läuft, und haben neben Klettern auch jede Menge andere Kunststückchen drauf, wie Jonglieren, Diabolo, Fire- und Devilstick spielen, slacken und am Lagerfeuer 90er-Jahre Charthits zu trällern. Das besondere Etwas ist allerdings der klare Fluss mit super „Swimming Holes“, einer Slackline über dem Wasser und überhängenden Boulderfelsen. Alles in allem also ein Platz, wo es sich aushalten lässt – in unserem Fall eine Woche voll mit Klettern, Baden und coolen Leuten.

Schweren Herzens, aber mit der Aussicht auf den Abel Tasman National Parks, brachen wir vom Hangdog Camp auf, um am nächsten Tag in Motueka unser Seekajak beladen zu können. Nach einer gefühlt ewigen Sicherheitsunterweisung konnten wir endlich in einen der wohl schönsten Nationalparks Neuseelands lospaddeln – mit türkisem Wasser, goldenen Sandstränden, bush-bewachsener Küste und vielen Meerestieren. Zwei Tage lang paddelten wir an Traumstränden entlang und schlugen unser Zelt an wunderschönen Plätzen auf. Leider spielte das Wetter nicht immer ganz mit, so dass wir uns, anstatt im Meer zu planschen, am ersten Abend vor dem Regen ins Zelt flüchteten. Nachdem wir am Samstag unser Kajak abholen ließen, wanderten wir noch 2 Tag den nördlichen Teil des Coastal Tracks. Zum Glück strahlte die Sonne dann am Sonntag nur so mit uns um die Wette und wir sprangen fast an jedem Strand ins Meer. Ein absoluter Traum… =) Besonders schön war, dass wir nicht nur die überaus nervigen Sandflies um uns herum hatten, sondern auch viele andere Tiere beobachten konnten – daumengroße Grillen (und so laut, dass man sich kaum unterhalten konnte) und Spinnen, Robben mit ihren Jungen, viele Seevögel und 2 riesige Rochen. Zurück zu unserem „Zuhause“ gings dann mit einer spritzigen Wassertaxifahrt.
 Weil es gar so schön war, stoßen wir jetzt wieder zu Marco & Svenja, um noch einmal die Kletterschuhe zu schnüren (Michi hat sogar jetzt selber welche) und um noch die restliche Golden Bay zu erkunden, bevor wir dann Anfang Februar nach Christchurch fahren.



Liebe Grüße und bis bald


Melli & Michi

Mittwoch, 6. Januar 2010

Vom alten ins neue Jahr

Hallo mal wieder – diesmal schon aus dem Jahr 2010! Wahnsinn…


Nach unserem sommerlichen Weihnachtsabend am Strand war es das auch schon wieder mit Weihnachtsstimmung bei uns. Deshalb suchten wir die Weihnachtsfeiertage ein Internetcafe in der über die Feiertage beinah ausgestorbenen Gegend um Wellington, um mit der Webcam wenigstens einen Blick auf den Weihnachtsbaum zu Hause zu erhaschen. Es war schön, per Skype oder Telefon mit allen daheim ein bisschen zu quatschen. Gerade an diesen Tagen ist es mal nicht leicht, am anderen Ende der Welt zu sitzen und so war das Heimweh bei uns allen ein wenig zu spüren, was unter uns allen zu kleineren Turbulenzen führte.

Passend dazu merkten wir, dass die Gegend um „Windy Welli“ wirklich so stürmisch ist, wie man immer hört. Die ganzen 2 Wochen, die wir hier verbracht haben, gab es kaum eine Zeit in der uns nicht Töpfe, Hüte und Sonnenbrillen davon geblasen wurden.


Bevor es über Silvester in die „große“ Stadt ging, zog es uns nochmal an die raue Ostküste nach Castlepoint. Fast 70 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt liegt eine kleine Ansammlung von Ferienhäusern malerisch inmitten von Sandsteinriffs, Surfstränden und einem spektakulären Leuchtturm. Als wir am Fuß des Leuchtturms über die Felsen kletterten, entdeckten wir auf der Seeseite des Riffs einen Höhleneingang, in den die Wellen hinein brachen. Weil wir wussten, dass unter dem Leuchtturm eine Höhle zu erkunden war, dieser Eingang aber nicht zugänglich war, probierten wir es auf der anderen Seite der Felsen. Dort hatten wir mehr Glück. Das Einzige was uns an unserer Höhlentour hinderte, war ein Seelöwe, der sich direkt vor dem Eingang zum Schlafen hingelegt hatte und nicht den Eindruck machte, das Feld räumen zu wollen. Mit viel Geduld und Melli’s nachgeahmten Seehundgeheul (es hört sich nicht wirklich so an ;)) gelang es uns, den Faulpelz zu vertreiben. Zur Mitte hin wurde die Höhle immer weiter und mit den herein krachenden Wellen konnte man sich gut vorstellen, dass hier früher Piraten ihre Schätze versteckten.


Nachdem wir am nächsten Tag die Aussicht von Castle Rock über die Ostküste genossen, Surfern zugeschaut und uns selbst in die kalten Fluten gestürzt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Wellington. Die Nacht verbrachten wir an einem schönen Platz am Fuß einer kleinen Gebirgskette. Dort hat man an einem warmen Sommertag alles, was man braucht – Bäume zum Slacken, Felsen, von denen man in den klaren, blauen Fluss springen kann, und Feuerplätze. Wegen des stürmischen Wetters kuschelten wir uns – wie schon oft zuvor – mit Marco & Svenja zum Kartenspielen in unseren Paulchen – wir haben ja genug Platz ;).


Nun aber wartete Wellington auf uns. Obwohl Hauptstadt Neuseelands ist Wellington sogar um einiges kleiner als Regensburg – was aber nicht heißt, dass man es beim Feiern und Shoppen nicht ordentlich krachen lassen kann. Zum ersten Mal hier checkten wir in einem Dorm (Mehrbettzimmer) ein. Das Hostel war zwar recht einfach, aber gepflegt und mitten in der Stadt. Bei der Riesenauswahl an Bars und Kneipen konnten wir uns nicht noch einen Tag bis zu Silvester gedulden und zogen um die Häuser. Dementsprechend ließen wir den nächsten Tag langsam angehen und beschränkten uns auf eine ausgedehnte Shoppingtour, um unser Outdoor - Equipment zu vervollständigen. Abends verwöhnten die Mädels die Jungs mit gesunden, aber leckeren (da waren Sprossen drin x)) Tortillawraps. Bevor wir durch die Clubs ziehen wollten, besuchten wir Hendrik in der Wohnung einer seiner Freundinnen, wo er schon seit vor Weihnachten wohnte. Bis wir uns dort auf „Betriebstemperatur“ gebracht hatten, war es schon fast Mitternacht. Als wir dann noch mitbekamen, dass fast alle Clubs 40 Dollar Eintritt wollten, gingen wir in eine Bar mit Live-Funk-Band und tanzten dort unsre Füße wund. Der Jahreswechsel selbst war leider relativ unspektakulär, weil die Kiwis nicht von Feuerwerk an Silvester halten, und so musste der Countdown auf der Tanzfläche reichen. So hatten wir zwar kein wie gewohntes Neujahr, aber endlich mal wieder einen echt coolen Weggehabend. Auf dem Heimweg waren wir alle ziemlich gut drauf und sogar Melli konnte ihrem Heißhunger auf einen Burger nicht widerstehen (was was heißen will ;)). Es war sogar um 5 auf der Straße noch die Hölle los, was recht untypisch für Neuseeland ist. So gesehen sollte eigentlich immer Silvester sein ;)


An dieser Stelle euch allen noch ein verspätetes: Frohes, neues Jahr!!!


Die verbleibende Zeit in Wellington nutzten wir, um uns auszuschlafen und ausgedehnte Spaziergänge durch den botanischen Garten und das Te Papa Museum zu machen. Auf jeden Fall werden wir noch mehr Zeit für das Museum verwenden, wenn wir zurückkommen, weil man dort mal richtig was über Neuseeland lernen kann.


Weil unsere Fähre auf die Südinsel erst heute Nacht geht, war noch einige Zeit zu überbrücken. Also beschlossen wir zu fünft, an das Südkap der Nordinsel, Cape Palliser, zu fahren und dort noch ein wenig zu wandern. Leider klappte unsere geplante Zweitages-Tour von den Pinnacles runter zum Leuchtturm am Kap nicht, weil die beiden Mädels kränkelten und wir nicht vom Wind schon auf die Südinsel geweht werden wollten. Also kämpften wir uns mit dem Auto durch den Sturm zum Cape. Der Wind war so stark, dass wir echt Angst bekamen, unser Paulchen könnte umfallen, und Marco’s Fahrertür ausgebrochen ist.


Auf dem Rückweg machten wir beide uns noch auf zu den Pinnacles, beeindruckende, ausgewaschene Sandsteinformationen. Unglaublich was Wasser mit Felsen machen kann…


Noch ein Beispiel dafür fanden wir später, als wir mit Hendrik zusammen einen unterirdischen Fluss erkundeten, der eine über 100 Meter lange Höhle in den Fels gefressen hat. Highlight dieser Entdeckertour waren die unzähligen Glowworms, die einen unglaublichen Sternenhimmel an die Höhlendecke zauberten.


Die letzte Zeit bevor es auf die Fähre geht, verbrachten wir wieder am Fluss mit Lagerfeuer und viel Bier. Auf jeden Fall können wir es beide kaum noch erwarten, endlich auf die Fähre und so auch auf die Südinsel zu kommen!


Liebe sommerliche Grüße
Melli & Michi