So nun ist es soweit: seit 2 Wochen regnet es zum ersten Mal wieder. Das gibt uns Zeit, mal wieder ein paar Neuigkeiten in die weite Welt zu schicken. Vor lauter Arbeit sind wir in den letzten beiden Wochen leider auch nicht dazu gekommen. Seit dem letzten Mal hat sich nämlich einiges getan.
Erst einmal ein Einblick in unseren Arbeitsalltag:
Angefangen haben wir mit Peach Thinning - soll heißen: wir dünnten die Pfirsiche so aus, dass die restlichen gut weiterwachsen können. Eigentlich ist das keine sehr schwere Arbeit, allerdings jucken die Härchen der Pfirsiche nach einiger Zeit in der Sonne echt unerträglich. Bezahlt werden wir pro Baum (also nicht pro Stunde), was nach sich zieht, dass man eine bestimmte Anzahl Bäume schaffen muss, um den Minimumlohn von 12,50 Dollar zu erreichen. Falls man darunter bleibt, müsste der Arbeitgeber das restliche Geld zum Mindestlohn zuschiessen. Da das bei den vielen "faulen" Arbeitern aber sehr teuer werden kann, gibt es viele schwarze Schafe, die dann nur einen Stundenlohn weit unter Minimum bezahlen. Andere schmeissen die langsameren Arbeiter dann einfach raus. Man kann sich ja selber überlegen, was von beidem besser ist...
Gewünscht hätten wir uns, dass man mit guter Arbeitsmoral auch gut Minimum oder mehr erreichen kann. Anfangs lief das alles auch sehr gut. Wir waren sowohl die schnellsten als auch die gründlichsten Arbeiter auf dem Orchard. Unser Manager Brendon lobte uns ständig und betonte auch, dass sie uns auf keinen Fall verlieren wollen. Mit der Zeit wurden leider die Bäume größer und der Baumpreis gleichzeitig kleiner. Die ersten Diskussionen mussten wir bald beilegen, weil der Quotenkiwi stets gutes Geld verdiente (der macht das seit 30 Jahren). Mittlerweile schon ziemlich unzufrieden hofften wir letzte Woche einen Neuanfang beim Apple Thinning machen zu können. Von wegen... Bei den Äpfeln fielen wir manchmal sogar unter den Mindestlohn. Sogar zwei immer blödelnde Asiaten zogen lohnmäßig an uns vorbei. An dem Punkt mussten wir feststellen, dass man am anderen Ende der Welt mit deutscher Gründlichkeit kein Geld verdienen kann. Erst als wir deutlich nachlässiger wurden, schafften wir es wieder, uns aufs Minimum einzupendeln. Trotzdem wurden wir das Gefühl ausgebeutet zu werden nie wirklich los. Schön wäre es gewesen, wenn wir für unsere gute Arbeit anständig bezahlt worden wären, und das in Ruhe und ohne ständige Diskussionen, die auf Dauer nur Nerven und Zeit - und damit Geld - kosteten. Auf jeden Fall sind wir froh die ewig gleiche Arbeit, die ständigen Spielchen von unserem Manager und Vorarbeiter (um den Lohn unten zu halten) und das frühe Aufstehen (6 Uhr IST früh ;)) hinter uns zu lassen und vielleicht schon nächste Woche wieder loszufahren.
Insgesamt war die Arbeit nicht zu hart und einigermaßen auszuhalten. Die Zeit ging verhältnismäßig schnell rum und bei der Arbeit unter der Sonne Neuseelands wurden wir echt richtig braun. Der restliche Stress ist wohl einfach unter "Lebenserfahrung" abzubuchen. ;)
Auch unterkunftstechnisch hat sich einiges geändert. Obwohl wir uns nach einiger Zeit mit den Leuten im Hostel echt gut verstanden haben, nervte es uns auf Dauer, dass zu Stoßzeiten die Küche vor lauter Leuten nicht mehr zu betreten war. Meistens war das Wasser mehr lauwarm als schönwarm, das Internet funktionierte nur nach Lust und Laune und die Parkplatzsituation war auch nicht wirklich optimal. Als Marco und Svenja eine nette Orchardmanagerin trafen, die uns anbot, nachts auf ihrem Orchard zu stehen, beschlossen wir das Geld zu sparen und dorthin umzusiedeln. Dort haben wir nun eine kalte Dusche, Bad, Kühlschrank und Küche - inklusive Backofen zum Plätzchen backen - und zahlen dafür 10 Dollar pro Kopf in der Woche. Dafür "vertreiben" wir durch unsere bloße Anwesenheit potentielle Störenfriede vom Orchard. :) Naja... man erzählt sich hier Geschichten von Lastwagen voller Asiaten, die in einer Nacht komplette Obstgärten leerpflücken.
Energie tankten wir am Wochenende bei allerlei Aktionen. Sei es beim Rumliegen und (Sonnen-) Baden am Strand oder wie dieses Wochenende an heißen Quellen im Gebirge. Mit vollen Kühlboxen fuhren wir 2 Stunden über erst kurvige Straßen, dann über abenteuerliche Schotterwege ins abgelegenste Hinterland. Teilweise kam sich Paulchen eher wie ein Bergsteiger vor, als er durch einen Bach und über Stock und Stein, bergauf, bergab holperte. Aber keine Angst, sowas schafft der locker ;) Dort angekommen gabs ein richtig schönes Barbecue. 1,4 Kilo Beef für 7 Euro - unschlagbar :) Abends legten wir uns dann genüsslich mit ein paar Bier in die Hot Pools. Diesmal bestanden die heißen Quellen tatsächlich aus richtigen (Plastik) Pools, in die man von oben heißes Quellwasser leiten konnte. Und das alles umsonst... Am nächsten Tag war es mit über 30 Grad viel zu heiß, um sich in heiße Quellen zu legen und so verbrachten wir den Tag am kühlen Gebirgsfluß.
Nun versuchen wir die vielleicht letzte Arbeitswoche der nächsten Zeit gut rumzukriegen und melden uns dann bald wieder mit schönen Reisegeschichten :)
Liebe Grüße
Melli & Michi
Montag, 30. November 2009
Freitag, 13. November 2009
Vom Freizeit- in den Arbeitsstress
Schon wieder ist ne ganze Weile vergangen, seit wir das letzte Mal zum schreiben gekommen sind. Und das, obwohl es eigentlich so viel zu erzählen gibt. Also machts euch bequem...;)
Zuerst einmal müssen wir euch was von den absolut fantastischen Tagen in Taupo vorschwärmen. Nichts gegen die tollen Weggeh-Wochenenden in good ol' Germany, aber sowas wie an den Tagen haben wir wohl noch nie erlebt!
An dem Donnerstag Abend, an dem wir zuletzt geschrieben haben, sind noch Marco und Svenja entnervt von der Arbeitssuche aus Napier nachgekommen. Und sie haben ihr Kletterzeug mitgebracht... Also starteten die Anderen gleich am Freitag nach Kinloch, einem Klettergebiet direkt am Ufer von Lake Taupo. Wir jedoch begaben uns vorher noch auf vulkanische Spuren und besuchten Orakei Karako, eines der größten Thermalgebiete Neuseelands. Abseits von allen Touristenströmen konnten wir uns dampfende Schwefelquellen, blubbernde Geysire und Schlammlöcher in einer unglaublich farbenfrohen Umgebung anschauen. Höhepunkt war wohl eine riesige, steil abfallende Höhle, deren Eingang vom Urwald fast verschluckt wird und in der am Grund ein jadegrüner See schimmert.
Danach stießen wir zu den Anderen, spannten am See die Slackline und kletterten die Felswände hinauf. Die Belohnung für die nicht ganz einfache Route war ein fantastischer Ausblick auf Lake Taupo. Abends düsten wir dann, wegen gesundheitlicher Kinkerlitzchen der anderen, alleine an den Fuß der 3 noch aktiven Vulkane im Tongariro National Park. Wir hatten uns nämlich für den nächsten Tag die 7 Stunden lange Tongariro Crossing vorgenommen. Im Dunkeln sahen wir schon die schneebedeckten Bergspitzen majestätisch über uns aufragen. Noch beeindruckender war dann der Blick am nächsten Morgen. Die kalte Luft (unsre Fenster waren zugefroren!!!) und der strahlend blaue Himmel machten mit dem Schnee auf den Bergen allerdings mehr Lust die Ski anzuschnallen als sich die Wanderschuhe zu schnüren. Spätestens nach den ersten Metern war jeder Zweifel weggeblasen und wir stiefelten los. Überragt wird die ganze Tour von Ngaurohohe, dem Schicksalsberg aus Herr der Ringe. Und ja, er ist wirklich so steil wie er da aussieht... Durch Schnee- und Lavafelder ging es hinauf auf den Tongariro, der uns einen spektakulären Blick über blaue Vulkanseen, Lake Taupo und die umliegenden Berge bot. Vorbei an einem kaminroten Krater, den türkisfarbenen Emerald Lakes, Blue Lake und immer mit faulen Eiern in der Nase wanderten wir zusammen mit vielen anderen Verrückten über das gesamte Vulkanmassiv. Mit dem blauen Himmel und Sonnenschein hatten wir es nicht besser erwischen können, wie uns eine lustige alte Wanderomi versicherte: "as good as it gets". Der dazugehörige Wanderopi war ziemlich neidisch auf Michis geiles, neues Flanellhemd. x) Beide waren wir uns einig, dass wir mal genau so werden wollen, wenn wir alt sind ;)
Gerade frisch zurück vom Berg schwangen wir uns in unser Paulchen und brausten zurück nach Taupo, um da den Anderen die Nase lang zu machen. Allerdings braucht so ein verspannter Wandererrücken etwas Wellness. Wofür man in Deutschland ein Heidengeld zahlt, das gibts in Neuseeland gratis, und zwar legten wir uns gemütlich in einen heißen Thermalwasserfall am Waikato River. Wenn nicht Michi seinen Mp3-Player da verloren hätte, wäre es wohl der perfekte Tag gewesen.
Am nächsten Tag musste er das dann gleich wieder ausgleichen. Nachdem uns Niki und Simon schon die ganzen Tage in den Ohren lagen, wie genial die Bungy-Location in Taupo sei, hatte sich der Gedanke, wirklich zu springen, in seinem Kopf festgesetzt. Dort angekommen wussten wir auch, warum sie als schönster Bungyspot Neuseelands gilt. Von einer Plattform, die 10 Meter über weiße Klippen und den tiefblauen Waikato River herausragt, gehts 47 Meter in die Tiefe. Bei dem Anblick gabs kein Halten mehr. Einfach ein Wahnsinnsgefühl, sich einfach nach vorne fallen zu lassen... Als wäre das noch nicht genug, fuhren wir danach noch einmal klettern und ließen dann das Wochenende mit einem Barbecue im Sonnenuntergang direkt am Ufer des Lake Taupo ausklingen. Schon sehr fein, sich mal gemeinsam 3 Kilo Fleisch "reinzuziehen", wenn man ansonsten gut aber doch sparsam kocht.
Überfüllt mit Essen und Eindrücken machten wir uns an dem Abend wieder auf den Weg zurück nach Napier. Schließlich wollten wir ja am Montag direkt wieder nach Arbeit suchen. Nachdem die ersten Versuche ähnlich entnervend und erfolglos blieben, hatten wir am Dienstag dann Glück. In einem orchard (Obstgarten) versprach man uns Arbeit für den nächsten Tag. Am Anfang waren wir noch sehr skeptisch, nach den ersten 3 Tagen aber versicherte uns Brendon, der orchard manager, dass er uns auf jeden Fall behalten wolle. Seitdem dünnen wir für einen Hungerlohn Pfirsiche aus. Mittlerweile sind wir aber zum Glück so viel schneller geworden, dass wir unseren Lohn (wir werden pro Baum bezahlt), um einiges steigern konnten. So verdienen wir zwar trotzdem nur 7-8 die Stunde, aber immerhin etwas. Untergekommen sind wir für diese Zeit gemeinsam mit Marco und Svenja in einem Hostel in Hastings, das leider ziemlich voll und auch nicht das sauberste ist. Dafür bezahlen wir auch nur 25 Euro pro Nase in der Woche, wenn wir im Van schlafen. Ganz ok also. Damit sind wir mit Dusche, Küche und Internet für die Arbeitswoche versorgt.
Nach gerade 8 Arbeitstagen ist schon irgendwie Alltagstrott eingetreten und wir freuen uns schon darauf, wieder auf die Straße zu gehen und den Rest von Neuseeland zu sehen. Aber so haben wir wenigstens ein Ziel...
Liebe Grüße
Pfirsich-Michi & Pfirsich-Melli
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